Die Münchner Korbinian-Küche: Hilfe für Leib und Seele

Ein Gespräch mit Lena Bauer, Referentin für soziale Projekte und
zuständig für die Münchner-Korbinian-Küche.

„Was bedeutet das Angebot der Korbinian-Küche konkret in Zahlen? „

Frau Bauer, ist Fürsorge in Form von Essensausgaben heute noch notwendig und zeitgemäß?
LB: Armenspeisung war eine der ersten Tätigkeiten der Caritas München zur Gründungszeit vor fast 100 Jahren. Und ja, Essensverteilung ist leider auch in der heutigen Zeit noch absolut notwendig. Wir begannen schon im Frühjahr 2020 mit einer Essensausgabe, die Korbinian-Küche als Foodtruck mit Essensvergabe gibt es seit September letzten Jahres. Seitdem erleben wir einen konstant hohen Bedarf. Unsere Überzeugung ist, dass bedürftige Menschen zumindest eine warme Mahlzeit täglich bekommen müssen – das ist das Mindeste, was wir als Gesellschaft an Versorgung sicherstellen sollten.

Beeinflusst die Corona-Pandemie die Situation?
LB: Die Pandemie hat uns die Relevanz dieses Angebots deutlich vor Augen geführt. Schon vor Corona gab es viele Menschen in unserer Stadt, die – auch aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten hier – Schwierigkeiten hatten, sich eine nahrhafte Mahlzeit am Tag zu leisten. Sie sind auf Essensausgaben, wie es sie in der Abtei Sankt Bonifaz oder der Bahnhofsmission gibt, angewiesen. Da viele dieser kostenlosen Angebote aufgrund der neuen Regelungen ihr Angebot beschränken mussten, ist die Korbinian-Küche für Hunderte zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden. Durch Corona hat sich die finanzielle Situation für viele Menschen zusätzlich verschlechtert, sodass sie nun noch mehr auf Unterstützung angewiesen sind. Sie kommen mit ihrem Geld einfach nicht mehr über die Runden.

Wie äußert sich das konkret?
LB: Menschen aus unterschiedlichen Lebenslagen und sozialem Hintergrund suchen uns auf. Wir fragen die Menschen nicht, warum sie zu uns kommen, aber es scheint so, dass uns immer wieder Seniorinnen und Senioren besuchen, deren Rente nicht ausreicht, um neben zusätzlichen Ausgaben für Masken und Hygieneartikel, die Lebenshaltungskosten zu decken. Es kommen auch Menschen, die zuvor vermutlich noch nie bei Essensausgaben waren. Oft vermeiden sie direkten Augenkontakt und scheinen es eilig zu haben, wieder zu gehen. Umso wichtiger ist es, dass unsere Hilfe niederschwellig ist: Wir verlangen keinen Bedürftigkeitsnachweis und sind für Jede und Jeden unter Einhaltung der Corona-Regeln gut zugänglich.

Wie ließ sich die Essensverteilung während des Lockdowns in den kalten Monaten umsetzen?
LB: Im Winter war der Bedarf besonders hoch, auch von Menschen ohne Unterkunft. Durch die Corona bedingte Schließung vieler öffentlicher Aufenthaltsräume und Anlaufstellen für Menschen ohne Obdach, hatten diese keine Rückzugsorte mehr. Damit sie nicht in der Kälte stehend essen müssen, stellt uns seit Dezember 2020 die Deutsche Bahn Räume im Gebäude des Bahnhofs kostenlos zur Verfügung. Hier können unsere Besucher unter strengen Hygienevorgaben im Warmen essen. Das ist im Hinblick auf die sonstigen Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie eine riesige Ausnahme, für die wir mit dem Kreisverwaltungsreferat, dem Gesundheitsamt und der Polizei ein strenges Hygienekonzept erarbeitet haben. Zum Glück gab es bis heute keinen Corona-Fall bei uns.

Was bedeutet das Angebot der Korbinian-Küche konkret in Zahlen?
LB: Wir verteilen Montag bis Sonntag von 12:00 bis 17:00 Uhr täglich rund 450 Portionen warme Suppe, Eintöpfe und Brot sowie etwa 175 Liter Tee und Kaffee an Bedürftige. Dazu, oder wenn die Suppe aus ist, vergeben wir Obst, Gebäck und verpackte Snacks. Manchmal bekommen wir auch besondere Spenden, wie z.B. an Weihnachten, da gab es Lachs und Schinken. Das hat unseren Besucher/-Innen riesige Freude bereitet. Viele haben seit Jahren nicht mehr so fein gegessen.

Wo kommt das Essen her, das ihr verteilt?
LB: Suppen und Eintöpfe bestellen wir beim Sozialbetrieb Weißer Rabe GmbH und sonntags beliefert uns ein Cateringservice. Zusätzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Joghurt und Getränke erhalten wir regelmäßig als Sachspenden von der Münchner Tafel und von lokalen Unternehmen und Vereinen.

Welche Reaktionen erlebt ihr für euer Engagement?
LB: Wir erfahren eine überwältigende Unterstützung und Wertschätzung für unsere Arbeit. Zum einen durch den Dank der Frauen und Männer, die wir versorgen. Zum anderen von Passanten/-innen und Anwohnern/-innen, die unser Engagement würdigen. Wir haben ehrenamtlich Aktive, die täglich mithelfen und bekommen Geldspenden von Firmen und Privatpersonen. Auch bestehen mittlerweile Kooperationen, wie etwa mit der „Backstube Gönndirwas“, die uns jedes Wochenende frische Semmeln und Gebäck zukommen lässt. Diese Hilfen unterstützen unsere Arbeit enorm!

Wie wird die Korbinian-Küche finanziert?
LB: Das Projekt wird zum Teil durch Mittel der Landeshauptstadt München finanziert, zum anderen Teil basiert es auf Spenden und Eigenmitteln der Caritas. Da die Fortsetzung der Regelfinanzierung ab Ende April jedoch ungewiss ist, sind wir stark auf finanzielle Unterstützung durch Spenden angewiesen.

Steht die Korbinian-Küche in Kooperation mit anderen sozialen Angeboten?
LB: Wir haben, unter anderem, eine enge Kooperation mit dem Caritas-Begegnungszentrum D3 für suchtkranke Menschen und der Bahnhofsmission München. Da beide Angebote nur wenige Gehminuten entfernt von uns liegen, haben wir auch teilweise dieselben Besucher/-innen und können uns bezüglich deren Bedürfnisse austauschen und abstimmen.

Wie kann die Korbinian-Küche am besten unterstützt werden?
LB: Wir freuen uns immer sehr über Schokolade und andere Süßigkeiten in größeren Mengen. Auch Frucht-Quetschies sind sehr beliebt. Allerdings muss alles aus hygienischen Gründen originalverpackt sein. Besonders wertvoll sind Geldspenden, denn sie tragen dazu bei, das Projekt langfristig zu sichern. Schon etwa 2,50 Euro finanzieren eine warme Mahlzeit mit Brot, rund 100 Euro decken die Kosten von Suppe, Brot, Heißgetränken und etwas Gebäck für eine Person im Monat.

Wie würden Sie die Korbinian-Küche in aller Kürze beschreiben?
LB: Wir sorgen für das Wohl an Leib und Seele bedürftiger Menschen – durch nahrhafte Mahlzeiten, einem ruhigen und warmen Ort zum kurzen Aufenthalt sowie offenen Herzen und Ohren für die Sorgen unserer Besucher/-innen.

Ich danke Ihnen für das Gespräch, Frau Bauer, und wünsche Ihnen mit der Arbeit der Münchner Korbinian- Küche weiterhin alles Gute!

 

* Das Interview wurde geführt von Helena Schiffels, Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V.